1. Mai-Umzug von Grenchen nach Lengnau – für Lohngleichheit

Bericht im Bieler Tagblatt von Margrit Renfer:

«Die Warterei muss ein Ende haben»

Grenzüberschreitend führte der 1.-Mai-Umzug der Sozialdemokratischen Parteien und der Gewerkschaften erstmals entlang der Hauptstrasse von Grenchen nach Lengnau. Die Rednerinnen sprachen sich unter anderem für die Rechte der Frauen aus. Beide Rednerinnen riefen an der 1.-Mai-Feier der Sozialdemokratischen Parteien und der Gewerkschaft Unia Grenchen Lengnau zur Sichtbarkeit der Arbeiterschaft auf. Für Sichtbarkeit haben die Organisatoren schon mal gesorgt. Auffällig, wenn auch ohne Lärm, marschierten rund 50 Frauen und Männer vom Grenchner Monbijou in die Lengnauer Aula des Dorfschulhauses.

Hoffentlich richtig wahrgenommen von den vielen und vereinzelt zustimmend hupenden Autofahrern auf der Strasse. «Es braucht die Bewegung von unten», sagte die Bieler Stadträtin Lena Frank (Grüne). «Man muss uns hören, man muss uns sehen, Punkt, Schluss. Diskriminierung hat in der Schweiz keinen Platz», sagte Franziska Teuscher, Gemeinderätin der Stadt Bern (Grüne).

Ein Affront gegenüber Frauen

Die 1.-Mai-Feiern 2018 stellten Lohngleichheit und Frauen ins Zentrum. Die Direktorin für Bildung, Soziales und Sport der Stadt Bern, Franziska Teuscher, hat genug von Lohngleichheitsdialogen. Mit dem Gleichstellungsgesetz wären Unternehmen zu Lohngleichheitsprüfungen verpflichtet. Deren Absage sei fadenscheinig begründet, weil sie ohne Hexerei in Bern möglich wären. Die Warterei auf gleichen Lohn für Mann und Frau müsse ein Ende haben. Es sei ein Affront gegenüber den Frauen, gegenüber der Verfassung und der Demokratie, dass nach 37 Jahren seit der Abstimmung die Frauen immer noch warteten.

2018, im Jahr des 100-Jahr-Jubiläums des Landesstreiks, sei die internationale Gemeinschaft gefragt, sagte Lena Frank. Als Branchensekretärin der Unia forderte sie die Linke dazu auf, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen. Mit einer Politik, die Eigeninteressen über Menschenleben stelle, werde Rassismus und Ausgrenzung salonfähig. Es entstehe eine Zweiklassengesellschaft: Wer ist willkommen, wer bleibt draussen. Wenn Tausende vor den Toren der EU sterben, reiche die gepriesene Kultiviertheit des Westens nur bis zur eigenen Nasenspitze. Es gelte aufzustehen und für das Recht Schutzsuchender und der Arbeiterschaft zu kämpfen. Unter dem Deckmantel des Sparens werde  gekürzt, rationalisiert, der Service Public abgebaut. Sparen und Privatisieren, um Reiche noch reicher zu machen.

Das Land am Laufen halten

In einem Land, in dem es zehn Mal mehr Einkommensmillionäre gebe als vor einigen Jahren, habe es genug Geld für Strassenreinigung, Bildung, zuverlässige Abfallentsorgung, öffentlichen Verkehr, gute Betreuung in Spitälern und Menschen auf der Flucht, sagte Frank. «Wir sind diejenigen, die das Land am Laufen halten. In der Fabrik malochen, zu den Kindern schauen, die Häuser bauen und die Alten und Kranken pflegen. Ohne uns können Reiche sich nicht auf ihrem Geld ausruhen. Gehen wir auf die Strasse und kämpfen für unsere Rechte.»

Margrit Gatschet ist die Hauptorganisatorin der Feier in Lengnau. «Als Gewerkschafterin ist es mir wichtig, für die Arbeiterschaft einzustehen.» Sie selber ist seit ihrer Kindheit am 1.-Mai-Umzug dabei, hat für die Gewerkschaft gearbeitet und engagiert sich besonders für die arbeitenden Frauen. Gatschet konnte dieses Jahr für ihre Gewerkschaftsarbeit zusammen mit Maria Teresa Gordasco, Co-Präsidentin der Unia Region Biel-Seeland/Kanton Solothurn, den Solidaritätspreis der Unia Sektion Biel in Empfang nehmen.

Bericht im Grenchner Tagblatt:

https://www.grenchnertagblatt.ch/solothurn/grenchen/von-grenchen-nach-lengnau-marschieren-fuer-lohngleichheit-132509849

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